Ernährungstipp: Gerste und Hafer
I- Gerste
Zerkleinerte Gerste
Die Körner werden durch eine Maschine (Zerkleinerer) geleitet, die so eingestellt werden muss, dass die Körner nur gerade aufgebrochen werden, damit die Darmenzyme des Pferdes den Keim leichter angreifen können. Die Verdaulichkeit von Vollkornprodukten beträgt 50% und ist nach dem Zerkleinern kaum höher. Im Handel (Kooperativen, etc.) finden Sie bereits zerkleinerte Gerste. Bitte achten Sie darauf, zerkleinerte Gerste nicht zu lange zu lagern, da nach mehr als drei Wochen nach ihrer Umwandlung der Nährwert sinkt. Zerkleinerte Gerste ist nicht bei Pferden mit akuter Atemwegserkrankung einzusetzen.
Eingeweichte Gerste
Um Körner weicher zu machen, lassen Sie sie zwischen 12 und 24 Stunden in einem Eimer oder einer Schüssel mit Wasser einweichen. Da das Getreide so besser verdaulich ist, müssen Sie darauf achten, weniger zu füttern, um ein „nervöses“ Pferd zu vermeiden. Eingeweichte Gerste empfehlen wir für Pferde mit akuter Atemwegserkrankungen. Achtung! Bei dieser Art von Bearbeitung ist es wichtig, auf den gesundheitlichen Aspekt durch Sauberhaltung der Geräte zu achten. Die Behälter sollten nach dem Einweichen mit kochendem Wasser gespült und mit Bleiche (1 CS/l) gereinigt werden.
Gekeimte Gerste
Bei uns mit unserem gemäßigten Klima weichen Sie Gerste in etwas Wasser für 3 bis 4 Tage ein, bis die ersten weißen Keime kommen. Dann sollte sie verfüttert werden. Von allen Umwandlungen ist die gekeimten Gerste am reichsten an verdaulichem Eiweiß; ihre wichtigsten Vorteile sind ihre sehr gute Verdaulichkeit und die lindernde Wirkung auf das Verdauungssystem. Somit ist sie besonders geeignet für Pferde im Wachstum oder solche, die auf dem Weg der Genesung sind. Allerdings ist diese Transformation recht umständlich, erfordert Zeit, Überwachung sowie ein einwandfreies Gesundheitsprotokoll. Die Gerste muss in einem vollkommen sauberen und warmen Raum (20 bis 25°C) keimen, der idealerweise gefliest, regelmäßig gereinigt und desinfiziert wird. Auch zu Keimungstabletten wird geraten.
Gerstenflocken
Diese Behandlung der Körner erfolgt industriell und ist die teuerste Wahl, weil es sich um ein verarbeitetes Material handelt. Allerdings haben Gerstenflocken doppelte Vorteile: das verfütterte Volumen wird physiologisch sein, ist also nicht sehr wichtig für eine maximale Verdaulichkeit (Assimilation des Keims durch den Körper um mehr als 75 %). Außerdem gewährleistet das Flocken eine Qualitätsstabilität der Gerste aus ernährungsphysiologischer Sicht.
Gekochte Gerste
Bei selbstgemachten Maischen macht sie bis zu 30 bis 50% der Zusammensetzung aus, weil es in der industriellen Maischen viele andere Nährstoffe gibt. Die Gerste wird in Wasser mindestens 6 Stunden lang gekocht und sowie Zucker als auch Stärke werden hinzugefügt; die Schale wird vollkommen abgelöst vom Korn, was die Gerste sehr bekömmlich macht. Diese Art der Behandlung ist für alle Pferde geeignet, vom Fohlen bis hin zum erwachsenen Pferd.
Gut zu wissen
Wenn das Pferd aufgrund großer und regelmäßiger Anstrengung einen große Energiebedarf hat, ist eine konventionelle Heuration unzureichend. Die Energiezufuhr des Pferdes muss erhöht werden, indem es Hafer erhält..
II- Hafer
Dieses Getreide kann schwarz oder weiß sein, beide Varianten sind ernährungsphysiologisch gleich in Bezug auf ihren Mineralgehalt. Die Qualität des Hafer wird besonders wegen seiner Nährstoffdichte geschätzt.
Das spezifische Gewicht von Hafer muss ungefähr 500 g/Liter sein. Hafer ist reich an Phosphor, hat aber einen recht niedrigen Kalziumgehalt. Wie jedes Korn wird es in Ergänzung zu Heu gegeben, nicht aber umgekehrt. Heu bleibt die Grundnahrung, und wenn der Einhufer mehr Kalorien braucht wird in konzentrierter Form gefüttert, als Körner und dann eben möglicherweise auch Hafer. Anders gesagt, man ändert also die Menge an Getreide, aber in keinem Fall die Menge an täglichem Heu.
Zeit der Fütterung
Wenn das Pferd aufgrund großer und regelmäßiger Anstrengung einen große Energiebedarf hat, ist eine konventionelle Heuration unzureichend. Die Energiezufuhr des Pferdes muss erhöht werden, indem es Hafer erhält..
Verabreichung
Hafer kann ganz oder abgeflacht sein. Er kann nass sein, damit er aufquellen kann. Es ist nur eine Frage des Volumens, d.h. ein Liter Voll-Hafer hat ein geringeres Volumen als das gleiche Gewicht Flach-Hafer.
Es ist zu vermeiden, dass das Pferd nur sehr kleine Mahlzeiten zu sich nimmt, was physiologisch nicht zuträglich wäre. Somit ist abgeflachter Hafer geeignet, denn hier erhöht sich nicht nur das Portionsvolumenn sondern auch die Verdaulichkeit, weil die Mandelform viel zugänglicher für Darmenzyme ist. Die Menge bleibt jedoch unverändert. Beispiel: Für ein Pferd, das jeden Tag etwa 30 Minuten bis zu einer Stunde arbeitet und an manchen Wochenenden einen ordentlichen Parcours läuft, liegt der Energiebedarf bei etwa 6-7 UFC täglich. Wenn man ihm täglich 8 kg Heu gibt, das sind 4 UFC, dann kommt der Rest in Form von Getreide. Bedenkt man, dass 1 kg Voll-Hafer bis 0,9 UFC entspricht, dann sind das fast 3 kg Hafer, also ca. 6 Liter pro Tag.
Guter Hafer
Für Voll-Hafer gibt es zwei objektive Kriterien, um seine Qualität zu bestimmen. Guter Voll-Hafer sollte ein trockenes und staubfreies Korn und vor allem ein spezifisches Gewicht von rund 500 g pro Liter haben.
Tipps
Voll-Hafer hält sich gut, da der Keim durch die Schale geschützt ist. Abgeflachter Hafer jedoch muss am selben Tag verzehrt werden. Hafer muss in Dunkelheit und an einem trockenen Ort aufbewahrt werden.
Gut zu wissen
1 kg Hafer enthält weniger Kalorien als 1 kg Gerste. Der Grundsatz, nach dem Hafer „heißer“ ist als andere Körner, ist ein Mythos. Hafer enthält keine Chemikalien, die dieses Phänomen erklären könnten.
Das einzige, was Hafer von Gerste und Mais unterscheidet, ist sein höherer glykämischer Index. Anders gesagt, Hafer lässt den Blutzuckerspiegel im Pferd während der Verdauung mehr ansteigen als andere Getreidearten.
Es wird geraten, Heu nicht nur durch Hafer zu ergänzen, weil er nicht ausgewogen ist (zu wenig Kalzium). Die Nahrung muss mit dehydrierter Luzerne oder einem industriell hergestellten Zusatz, der Kalzium enthält, angereichert werden.
Ein altes französisches Sprichwort sagt: „On ne fait pas l'effort avec l'avoine donnée le jour“, was uns sagt, dass die Hafertagesration nicht erhöht werden soll, nur weil es ein harter Tag für das Pferd war. Es muss langfristig gedacht werden.